Grabsteine des jüdischen Friedhofs in Bödigheim

Die Charakteristik von jüdischen Friedhöfen

Der Erwerb eines Grundstücks, auf dem der Friedhof dauerhaft bestehen kann, hat für die jüdische Gemeinschaft größte Dringlichkeit. Denn ein jüdischer Friedhof gilt als Bet Olam. Auf hebräisch heißt das Haus der Ewigkeit.

Gräber werden, weil sie Orte der Ewigkeit sind, nicht aufgelassen oder neu belegt. Grabsteine dürfen nicht entfernt werden, bis zu dem Tag, an dem der Messias kommt. Besucht man einen Verstorbenen oder eine Verstorbene, legt man anstatt Blumen einen kleinen Stein auf das Grabmal.

Das allgemeine Erscheinungsbild unterscheidet sich maßgeblich von christlichen Traditionen. Es ist ein Resultat aus halachischen, also religionsgesetzlichen Bestimmungen. Dies trägt zur Besonderheit jüdischer Friedhöfe bei. Häufig wird aus halachischen und praktischen Gründen, wie zum Beispiel aus Kostengründen, der Natur freien Lauf gelassen.

In Deutschland gibt es heute noch mehr als 2.000 jüdische Friedhöfe. Sie wurden vom Mittelalter bis in das 19. und 20. Jahrhundert angelegt.

Einige jüdische Friedhöfe liegen in Ortschaften, viele außerhalb der Besiedlung inmitten von Feldern, Wiesen und Wäldern. Die meisten werden nicht mehr belegt, da keine Jüdinnen und Juden mehr in der Region leben. In Orten mit einer größeren jüdischen Gemeinschaft werden bis heute jüdische Friedhöfe betrieben.

Viele jüdische Gemeinden waren so klein oder arm, dass sie sich zusammengeschlossen haben, um gemeinsam einen jüdischen Friedhof zu unterhalten. Friedhöfe, die von mehreren Gemeinden genutzt wurden, nennt man Bezirksfriedhof, Verbandsfriedhof oder Zentralfriedhof.

Manche Grabsteine, vor allem solche ab dem 19. Jahrhundert, sind mit Symbolen verziert. Dort zu finden sind allgemeine Symbole und Verzierungen, wie zum Beispiel florale Elemente. Andere Grabsteine tragen einen Schmuck, der einen Bezug zur jüdischen Tradition hat, wie beispielsweise die Priesterhände, die Levitenkanne, ein Buch als Zeichen der Gelehrsamkeit, und ab dem 19. Jahrhundert der Davidstern.

Die Grabinschriften geben Auskunft über die dort Bestatteten. Verfasst sind die Inschriften in der traditionell jüdischen Sprache Hebräisch und meist ab dem 19. Jahrhundert auch in der Landessprache Deutsch. Dort finden sich Informationen wie der Name, die Lebensdaten, Herkunftsort, Familienverhältnisse und Verwandtschaftsbeziehungen. Längere Inschriften enthalten auch Eulogien, also ehrende Lebensbeschreibungen des oder der Verstorbenen, wie beispielsweise sorgsame Mutter, rechtschaffende Frau, gelehrter Mann oder wohltätiger Sohn.

von Rebekka Denz